Die Zerstörung von Kahoi-dong

Laß uns das bewahren was davon noch übrig geblieben ist.

Bookmark and Share  

Nach sechshundert Jahren im Mittlepunkt vom kulturellen und sozialen Leben Koreas, der Kahoi-dong Bezirk von Seoul, „der Ort in dem sich Schönheit versammelt“, wird unerbittlich zerstört. Kahoi-dong ist der letzte Bezirk in Seoul wo es straßenweise Hanok-Häuser gibt die die Atmosphäre von Seoul vor einhundert Jahren noch bewahren. Diese alten Wohnhäuser werden gerade von Bulldozer platt gewalzt, um von zweistöckigen Gebäuden hauptsächlich aus Beton und dekoriert mit einem Hauch von pseudo-traditionellen Architektur ersetzt. Neuestens im März diesen Jahres (2010) wurden Kahoi-dong 31-93 und 31-94 beide abgerissen.

Kahoi-dong ist auch ein Teil von Bukchon, „das nördliche Dorf“, ein kleines Gebiet das zwischen zwei ehemaligen Palästen liegt.  Beide Paläste, das Gyeongbok Palast oder „Palast des leuchtenden Glücks“ und das Changdok Palast oder „Palast der glänzenden Tugend“ (letzteres 1997 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt), sind schöne Beispiele von Holzarchitektur. 

Die traditionelle Architektur von Korea.

Ein Hanok ist ein einstöckiges Gebäude auf einem kubischen Rahmen von ineinandergreifenden Holzbalken die auf Steinblöcken sitzen. Weitere verwendeten Materialien sind komplett natürlich wie z.B. Stroh, Maulbeerpapier und Lehm. Die Materialien und Baumethoden sind im Grunde die selben die verwendet wurden, um sowohl die königlichen Paläste der Choson-Dynastie wie auch alte buddhistische Tempel zu bauen, wovon viele in den letzten Jahren liebevoll restauriert wurden.

Bis vor kurzem haben die Hanok-Häuser in Kahoi-dong die aufeinanderfolgenden Sanierungs- und Umbauwellen die ein Haupteil der Stadt transformiert haben überlebt.  Doch auch in diesem Gebiet nahm der Druck nach Sanierung immer mehr zu. Daraufhin wurden sie 17. März, 1977 von der Stadt Seoul zur Kulturgüter erklärt, um sie zu schützen und das Gebiet zu bewahren.  Das Gebiet wurde auch zum Erhaltungsgebiet koreanischer Häuser erklärt unter der besonderen Betreuung der Stadt, der Webseite der Stadtregierung nach.

Trotz diesen Maßnahmen, blieben im Jahr 2000 nur noch zwei Straßen Hanok-Häuser übrig die einem ein Gespür dafür gibt wie es vor vielen Jahren in dem Gebiet und in weiten Teilen Seouls mal ausgesehen hat.  Überall auf andere Straßen und Stadtteile griffen bereits Wohnblöcke und moderne Bürogebäude über.  Ungefähr zu dieser Zeit fing die Stadtregierung an zu überlegen, als Teil ihrer Pläne für die langfristige Bewahrung von historischen Stätten Nord-Seouls, wie die überlebenden Hanok-Häuser am besten zu erhalten wären.  

Richtung Ende 2001 veröffentlichte die Stadtregierung detaillierte Pläne für die Restauration und Erhaltung von Bukchon mit öffentlichen Gelder.  Die Pläne basierten auf eine detaillierte Bauuntersuchung von den meisten der überlebenden Hanok-Häuser und hatten als Ziel, das Gebiet zu ihrer ursprünglichen Schönheit wiederherzustellen.  Staatliche Beihilfen und zinsgünstige Kredite wurden von der Regierung angekündigt, um Hanok Besitzer bei dieser Arbeit Hilfe zu leisten. Dann gingen sie eine Vielfalt von zusammenhängenden Projekten an wie z.B die Erneuerung der Straßendecke, die Verbesserung der Straßenbeleuchtung, die Entsorgung von Strommasten und das Verschaffen von Straßenbeschilderungen damit Touristen und andere Besucher die Gegend besser erkunden konnten.

Der Restaurationsplan läuft völlig schief

Ab diesem Zeitpunkt lief alles völlig schief. Obwohl die ursprünglichen Pläne für ihre Ideenreichtum und ihre Sensibilität der Restauration des koreanischen Architekturerbes gegenüber lobenswert waren, was eigentlich passierte war genaus das Gegenteil. In unserer Straße besitzen wir das einzige überlebende traditionelle Hanok.  Alle anderen wurden entweder bereits abgerissen oder sind leer und warten bloß darauf abgerissen zu werden.

Die neuen Gebäude die die Hanok-Häuser ersetzt haben werden zum Teil von staatlichen Beihilfen und zinsgünstigen Krediten finanziert. Ein typisches Beispiel gibt es bei einem Hanok Besitzer der staatliche Beihilfe in Höhe von 30 Millionen Won und einen zinslosen langfristigen Kredit von 20 Millionen Won für „Hanok Reparaturen und Renovierung“ bekommen hat.  Das Geld wurde dafür verwendet, um ein gutes Hanok komplett abzureißen und ein modernes zweistöckiges Gebäude zu errichten. Dann hat das Gebäude auch eine allgemeine Gewerbegenehmigung bekommen die sämtliche betriebliche Tätigkeiten zulässt wie z.B. die Eröffnung eines Restaurants. Diese Abmachungen wurden von Chongro-gu Beamter bewilligt die behaupten es gäbe „keine richtigen Vorschriften bei diesen Angelegenheiten.“  Ist solche Verwendung öffentlicher Gelder berechtigt?  Ist es verantwortlich koreanische Kultur auf diese Art und Weise zu bewahren?

Diese neuen Entwicklungen sind sehr lukrativ für spekulative Investoren. Sie kaufen das Land zu den Preisen die auf einstöckige Behäusungen basiert sind, um sofort wieder zu viel höheren Preisen zu verkaufen, und sie nutzen dabei Schlüpflöcher in den verschiedenen Vorschriften, um dann zweistöckige Gebäude zu errichten.

Demzufolge wird gerade das letzte Hanok-Viertel zerstört. Staatliche Gelder, um Erhalt und Pflege zu fördern, werden ausschließlich für den Abriss zur Verfügung gestellt. Dabei wird es dem normalen Mensch verweigert den fairen Marktwert von ihrem Zuhause zu realisieren.

Nicht das erste Mal

Kahoi-dong und Bukchon haben seit 1976 Sonderstatus als historische Bezirke von kultureller Bedeutung. Obwohl dies den Schütz des Bezirks gewährleisten sollte, sind tatsächlich Hanok- Zahlen jedes Jahr gefallen. Alle von der Regierung eingeführten Pläne und Projekte brachten einen Rückgang an Hanok-Zahlen mit sich. Aber warum? Der Grund dafür ist einfach. Wie der Bukchon Plan erklärt, die Gesetze und Vorschriften die existieren, um die Hanok-Häuser zu bewahren, werden ganz einfach nicht durchgesetzt. Die Schützkonzepte werden nie umgesetzt und die Gelder die dafür vorgesehen sind werden in anderen Aktivitäten umgeleitet.

Korea verliert die Verbindung zur eigenen Kultur

In jedem Land gibt es Diskussionen darüber was aus der Vergangenheit bewahrt und was nicht bewahrt werden soll.  Jedes Land neigt dazu ihre Paläste, Schlösser und Herrenhäuser zu schützen. In meinem Land, das Vereinigte Königreich, und in Europa werden viele andere gewöhliche Gebäude von den Regierungen geschützt wie z.B Bauernhäuser, Wohnhäuser, Geschäfte und Wirtshäuser. Manche werden wegen ihrer Schönheit erhalten, manche wegen Bautechniken, andere für die Einblicke die man bekommt in die soziale Geschichte und wie die Menschen mal gelebt haben. Die Erhaltungsarbeit braucht öffentliche Gelder, Firmenspenden and öffentliche Beiträge.  Es besteht weitgehend Einigkeit, dass diese Arbeit genau so wichtig sei wie die Bewahrung von bekannten Kunstwerken, denn all diese Erscheinungsformen von menschlichen Können und Kreativität helfen dabei die Kultur und Traditionen verschiedener Völker zu definieren.  Es ist sehr traurig, dass diese Ideen in Korea zu wenig verstanden werden und, dass wichtige Entscheidungen darüber was tatsächlich gemacht werden soll, um koreanische Kultur zu bewahren, den Bürokraten aus den mittleren Dienst, kleine Baufirmen und Spekulatoren überlassen werden.

In manchen Hinsichten gibt es besondere Probleme in Korea.  Während der japanischen Besatzung hat es zielstrebige Bemühungen gegeben, koreanische Kultur auszuradieren.  Dann folgte der Koreakrieg der Familien zersplitterte, der die soziale Ordnung zerstörte und der gewaltige physikalische Zerstörung mit sich brachte. Als nächstes kam eine Zeit der Militärherrschaft und individuelle Freiheiten wurden unterdrückt während das Land anfing, eine moderne Wirtschaft in atemberaubendem Tempo aufzubauen.  Vielleicht ist es nicht verwunderlich, dass manche Koreaner dadurch die Verbindung zu ihren eigenen Traditionen und ihrer Kultur vorloren haben. Wie dem auch sei, die Entscheidungen die von der heutigen Generation getroffen werden werden bestimmen ob etwas von Koreas unverwechselbaren architektonischen Kultur ihrer Enkelkinder noch übrig bleiben wird.

Die Ursache für dieses Problem und viele derzeitige Probleme in Korea ist Korruption. Es ist auf keinen Fall ein spezifisch süd-koreanisches Problem. Gewissermaßen existiert es in allen Ländern. Aber innerhalb der OECD zeichnet sich Süd-Korea traurigerweise durch allgegenwärtige Korruption die ein wesentlicher Bestandteil der Regierung geworden ist – von den Präsidentenamt bis hin zur Regionalbüros und Bizirksämter der Beamtenebene. Dies ist zumindest die Schlussfolgerung von Professoren Doh Chull Shin und Chong Min Park auf der Grundlage ihres Forschungsprojekts in das Leben gewöhnlicher koreanischen Bürger.  2005 erschien ihr Artikel darüber in dem Sungkyun Journal of East Asian Studies.

Es gibt ein gewaltiger Unterschied zwischen dem was die Stadt öffentlich bekannt gibt und was sie in der Realität zulassen. Der Bukchon Plan erzählt davon, mit authentischen Methoden und Materialien schützen, bewahren und restaurieren zu müssen. Die Stadt genehmigt routinemäßig den kompletten Abriss, um neue Gebauten zu errichten.

Es ist sicherlich längst Zeit die Zerstörung der alten Gebäude in Kahoi-dong anzuhalten, neue Konstruktionen mit illegalen Bauelementen abzureissen und es ist Zeit, dass die ganze Gesellschaft das Schicksal des Gebiets in Betracht nimmt. Sollte nicht ein Land dieser wirtschaftlichen Größe die Zeit und Ressourcen finden, die letzten paar kleinen Straßen in der Stadt zu bewahren die ein Fenster in das normale Leben vor einhundert Jahren anbieten?  In England gibt es viele Beispiele von Städten, Bezirken und Gebäuden in einem ähnlichen Alter wie Kahoi-dong die strengstens geschützt und bewahrt werden. Was man von anderen Ländern lernen kann ist Folgendes: Solche Erhaltungsarbeiten fördern den Tourismus und das lokale Kulturgut und sie bereichern das Leben aller Menschen in einer modernen städtischen Umgebung.

Diese Webseite

Die Aufgabe dieser Webseite ist es, die Veränderungen zu dokumentieren die in Kahoi-dong stattgefunden haben und jetzt auch immer noch stattfinden, gegen die mutwillige Zerstörung zu protestieren, für das Schütz und den Erhalt zu plädieren und das Kulturgut das mit traditioneller Architektur einhergeht zu unterstützten.  Zu diesem Zweck dokumentiert diese Webseite die Ereignisse und macht amtliche Dokumente bezüglich Ereignisse in Kahoi-dong im öffentlichen Interesse zugänglich. Das ganze Jahr über führen wir auch kulturelle Veranstaltungen durch (umsonst und öffentlich) die auf der Webseite dokumentiert werden.

Bitte melden Sie sich falls Sie helfen oder an dieser Arbeit mitwirken wollen. Übersetzer sind besonders willkommen!

Seit dem Anfang als einzelne Seite im Juli 2005 hat kahoidong.com bereits Besucher von mehr als einhundert Länder bekommen. 17.000 Menschen haben die Homepage besucht und noch mehr haben andere Teile der Webseite besucht.

David Kilburn

Translated from the English by Lucy Pereira

Kontakt

http://www.kahoidong.com (Englisch Index)

Valid HTML 4.01 Transitional